08.06.2022
Stifter und Vorstand Gerhard Bissinger hat 2009 die Social-Business-Stiftung gegründet, um Völkerverständigung, Sport und entwicklungspolitische Arbeit zu unterstützen. Der Name ist bewusst gewählt, denn von Beginn an ging es um Mission Investing, konkret um Grassroot-Kredite in Afrika. Bissinger folgt dabei den Ideen von Nobelpreisträger Muhammad Yunus, dem Initiator des Social-Business-Gedankens: „Durch die Vergabe von Kleinstdarlehen erreichen wir eine vielfache Hebelwirkung, da die Gelder rollierend und mehrfach eingesetzt werden, um den Menschen den Aufbau einer eigenen Existenz zu ermöglichen.“ Der Stifter nutzt dafür die Bezeichnung Grassroot, also Graswurzel, denn das, was gemeinhin Mikrokredit genannt wird, belaufe sich oft auf sechs- oder siebenstellige Summen, die an Projekte und Gruppen vergeben würden.
Dieses Vorgehen unterscheidet sich von karitativen Einmalzuwendungen. Statt einer Zuwendung wird ein Darlehen gegeben, das der Empfänger in kleinen Schritten und mit Zinsen zurückzahlt und das dann dem Nächsten gegeben wird, zum Beispiel um einen kleinen Holzhandel oder einen Marktstand damit zu finanzieren. „Karitative oder humanitäre Initiativen beinhalten oft keine Hilfe zur Selbsthilfe. Als Stiftung binden wir die Innovationskraft und das Kapital in die regionale Wirtschaft ein und stärken so die Menschen vor Ort“, sagt Bissinger. Im Idealfall erwächst aus einem einmaligen Kredit ein unendlich wirkendes Perpetuum mobile.
Das ist natürlich eine risikobehaftete Art, das Stiftungsgeld einzusetzen.
Das freilich ist die Theorie, in der Praxis allerdings gibt es Ebola, Covid-19 oder kriegerische Auseinandersetzungen – weswegen die Stiftung nur einen Teil ihrer Mittel auf diesem Weg investiert und Bissinger klar herausstellt: „Das ist natürlich eine risikobehaftete Art, das Stiftungsgeld einzusetzen.“ Ein Projekt in Sierra Leone zum Beispiel, das sich in erster Linie an Bürgerkriegswitwen richtete, lief hervorragend an, wurde dann aber durch einen Ebola-Ausbruch hart in Mitleidenschaft gezogen. Dort waren mehr als 30.000 Euro an 700 Empfänger in 40 Gruppen über eine lokale Organisation ausgereicht worden. Nach einem guten Start mit 15 Wochen erfolgreicher und vollständiger Rückzahlung inklusive Zinsen in allen 40 Gruppen fiel die wöchentliche Rückzahlung auf die Hälfte zurück.
„Die Kreditnehmer wurden behindert durch leere Märkte, blockierte Straßen, abgeriegelte Regionen sowie die Kontaktvermeidung durch die Kunden aufgrund der Angst vor Ansteckung. Sie konnten kaum ihren Geschäften nachgehen, und diese blieben dann auch gering“, erinnert sich Bissinger. Nach Abschluss der regulären Rückzahlungen nach 30 Wochen war das Finanzloch riesig. „Durch intensive Weiterführung des Programms erhielten wir aber innerhalb von drei Monaten zumindest die Rückzahlungen für bereits vergebene Kredite.“ Durch Spenden konnte die Stiftung frische Gelder in das Projekt nachschießen, das sich nun seit Jahren selbst trägt und unlängst sogar von einer US-amerikanischen Organisation, die Impact-Projekte weltweit verfolgt, ausgezeichnet wurde.
Ähnliche Erfahrungen hat die Stiftung auch bei einem Projekt in der Elfenbeinküste gemacht: Zum Teil fallen bis zu zwei Drittel der Kredite aus, viele davon glücklicherweise nur temporär, sodass Monate später dann doch wieder das ursprüngliche Kapital zu Verfügung steht. Um diese Volatilität auszugleichen und trotzdem den Impact-Gedanken umzusetzen, investiert die Stiftung auch in bekannte börsennotierte Investmentfonds aus dem Bereich Mikrofinanz.