Inklusion ist weit mehr als die Bereitstellung von Hilfen für Menschen mit Behinderungen. Sie ist das Fundament einer Gesellschaft, die auf den Prinzipien Respekt, Gleichheit und Solidarität beruht. Inklusion bedeutet, dass jeder Mensch, unabhängig von seinen individuellen Merkmalen, die Möglichkeit hat, sein volles Potenzial zu entfalten und aktiv am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen. Eine inklusive Gesellschaft ist eine Gesellschaft, die ihre Vielfalt als Bereicherung begreift und die Stärken jedes Einzelnen anerkennt und fördert. Sie benötigt das Engagement der vielen aktiven Menschen und insbesondere das Engagement von Stiftungen, die Initiativen und Projekte bei ihrer Umsetzung unterstützen. Dieses Engagement stand im Mittelpunkt des 6. Dortmunder Stiftungstages und somit auch der Verleihung des diesjährigen Stiftungspreises.
Der Jury zeigte sich ein vielfältiges Bild des Engagements der Stiftungen in Dortmund. Jede einzelne Stiftung, die vorgestellt wurde, zeugte in ihren Projekten von einem Verständnis für die Bedürfnisse und Herausforderungen von Menschen mit unterschiedlichen Fähigkeiten und Lebensumständen, weshalb viele Stiftungen ihren Weg in die engere Auswahl fanden. Letztendlich entschied man sich für eine kleine Stiftung mit großer Wirkung, die viele der herausragenden Projekte (auch anderer Stiftungen) fördert: die Lusebrink-Kinderstiftung.
In ihrer Laudatio betonte Heike Marzen, Geschäftsführerin der Wirtschaftsförderung Dortmund, dass sich die Lusebrink-Stiftung mit bewundernswertem Engagement dem Ziel der Chancengleichheit verschrieben habe. „Mit ihrem unermüdlichen Einsatz für die vielen Projekte und Initiativen hier vor Ort in Dortmund haben Christiane und Jörg Lusebrink es möglich gemacht, nicht nur Barrieren abzubauen, sondern auch Brücken zwischen Menschen unterschiedlicher Herkunft und Lebensumstände zu bauen“. Unmittelbar nachdem der Stiftungspreis übergeben wurde, zeigte sich der Einsatz des Paares erneut: Wie auch die KARL-KOLLE-Stiftung als Preisträger des vergangenen Stiftungstages, überreichte Christiane Lusebrink gemeinsam mit ihrem Ehemann den Scheck unmittelbar nach der Übergabe an eines der Projekte weiter, welches sich zuvor präsentiert hatte. Der Verein „Wohnen ohne Handicap“ freute sich sichtlich über die finanzielle Zuwendung. „Im April steht der Umzug der Jugendlichen in die behindertengerechte betreute Wohngemeinschaft an. Dort gibt es immer wieder Wünsche, die wir nun erfüllen können“, so Jens Dohrmann, zweiter Vorsitzender des Vereins. Neben der Wirtschaftsförderung gratulierten auch stellvertretend für die weiteren Förderer des Stiftungstages Evi Hoch (Wilo-Foundation), Sascha Horitzky (Sparkasse Dortmund) und Oliver Purm (Dortmunder Volksbank) herzlich.
Unter dem Motto „Coronapandemie – Lokale Ansätze gegen eine globale Krise“ hatte auch in diesem Jahr eine Fachjury aus aktiven Protagonist*innen der Dortmunder Stiftungslandschaft eine Stiftung ausgewählt, die sich im Rahmen der Thematik des Förderpreises besonders verdient gemacht hatte. Am Ende des Auswahlprozesses, der einige Tage vor dem Stiftungstag stattfand und auf Einreichungen Dortmunder Bürgern und Bürgerinnen aufbaute, stand ein Gewinner fest. Die KARL-KOLLE-Stiftung, benannt nach Ihrem Begründer, durfte den Preis, in Form eines Pokals und eines symbolischen Schecks in Höhe von 3.000€, entgegen nehmen. Der Industrielle Kolle hatte bereits vor seinem Tod entschieden, dass sein gesamtes Vermögen aus der Stahl- und Biegeindustrie in die Obhut der Stiftung gehen sollte. Seine Frau war deutlich früher verstorben und er selber hatte keine direkten Nachkommen. Seit der Gründung der Stiftung im Jahr 1998 hat sich eine Liste mit unzähligen Leistungen für die Gesellschaft in Dortmund angesammelt. Der Fokus liegt dabei satzungsgemäß auf einer Förderung von Wissenschaft und Technik, insbesondere von jungen Menschen im MINT-Bereich. Dies allein macht die KARL-KOLLE-Stiftung zu einem würdigen Empfänger des Förderpreises, doch auch die unmittelbaren Hilfen in der Coronapandemie und damit im Bezug zum Förderpreis des Dortmunder Stiftungstages 2022 waren von großer Bedeutung. Besonders erwähnt sei dabei die zweimalige, vollständige Sicherung der diakonischen Versorgungsangebote für Wohnungslose in Dortmund und Lünen, als die lokalen Suppenküchen pandemiebedingt schließen mussten. Außerdem wurden 1.100 Lern- und Spielrucksäcke an Schüler*innen in verschiedenen Altersgruppen verteilt, die ihnen auf spielerische Art und Weise richtiges Verhalten in der Pandemie lehrten. Auf der Bühne übergab Marzen den Preis in die Hände der vierköpfigen Delegation der KARL-KOLLE-Stiftung. Professor Winfried Pinninghoff als Kuratoriumsvorsitzender der Stiftung übernahm die Dankesrede und betonte dabei, wie sehr man sich durch den Preis geehrte und der langjährigen Arbeit gewürdigt fühle.
Eins versichere ich Ihnen: Wir werden weiter machenProfessor Winfried Pinninghoff Kuratoriumsvorsitzender der KARL-KOLLE-Stiftung
Daraufhin folgte eine Geste, die nicht nur die Gemeinschaft der Dortmunder Stiftungen beispielhaft darstellt, sondern auch vollständig spontan und damit überraschend für alle Anwesenden war. Professor Pinninghoff bat die Vertreter*innen des geplanten Kinderhospiz Sonnenherz, unter der Schirmherrschaft der Elisabeth-Grümer-Stiftung, auf die Bühne und übergab den Scheck zur Umsetzung des Projektes. Die sichtlich gerührten Vertreter*innen bedankten sich und berichten kurz über die Besonderheiten ihres Herzensprojektes, bei dem es kranken und sterbenden Kinder ermöglicht werden wird, gemeinsam mit ihren Eltern in der Einrichtung zu leben. Dieses Konzept ist für Dortmund einzigartig und die Planungen sind bereits weit fortgeschritten.
„Soziale Schieflagen werden oft vererbt, nicht absichtlich, aber faktisch. Viele Kinder, gerade in der Nordstadt Dortmunds, brauchen Hilfe, Paten und Mentoren auf ihrem Weg durch das Bildungssystem. Hier tut sich einiges und es gibt bereits tolle Projekte, doch noch so viel mehr Bedarf“, begründete Oberbürgermeister Ullrich Sierau stellvertretend für die Jury des Stiftungstages die Entscheidung für eine Stiftung, die sich der sozialen Gerechtigkeit verschrieben hat und damit „eine Investition in die Zukunft tätigt“.
Die Stiftung beneVolens wurde 2009 ins Leben gerufen und engagiert sich vorwiegend auf dem Feld der sozialen Bildungsförderung. Ein wichtiger Kern der Stiftungsarbeit ist das Projekt Soziales Seminar, das die Kommende Dortmund, das Sozialinstitut des Erzbistums Paderborn, bereits seit 40 Jahren durchführt. Es setzt an den Schulen dort an, wo die Vermittlung von Bildungsinhalten aufhört und folgt dem Leitgedanken, Jugendliche in ihrer Persönlichkeitsentwicklung zu stärken und so ihre gesellschaftliche Integration zu fördern. Seit der Gründung von beneVolens, was aus dem Lateinischen übersetzt so viel wie „wohlwollend“ oder „hilfreich“ heißt, konnte das Projekt von der Hauptschule Husen auf insgesamt fünf Schulen ausgeweitet werden.
Ein weiteres Beispiel für die herausragende Arbeit von beneVolens ist die aktuelle Kooperation mit der Manfred-Fischer-Stiftung für das Projekt Wirtschaftsethik, mit dem an deutschen Schulen das Spannungsfeld zwischen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Zielen thematisiert wird. „Das Projekt zeigt die Anschlussfähigkeit der Arbeit der Stiftung“, so Ullrich Sierau in seiner Laudatio. „Mit wenig Kapital viel bewirken, das ist die Kunst der Stiftungsarbeit gerade für kleinere Stiftungen.“
Die frühe Sensibilisierung des Unternehmertums als einer besonders wichtigen Form, gesellschaftlich Verantwortung zu übernehmen, ist auch das Anliegen des Projektes Entrepreneurship, das bereits mit dem Schulpreis Wirtschaftswissen prämiert wurde. Derzeit wird es an einer Hauptschule in Kamen durchgeführt, Oberbürgermeister Sierau äußerte den Wunsch nach einer Erweiterung auf eine Dortmunder Schule. Er resümierte: „beneVolens ist eine kleine Stiftung, die viel Gutes getan hat und noch einiges vorhat.
Foto: Kristina Malis
Preisträger des diesjährigen Stiftungstages sind zu gleichen Teilen die Werner Richard – Dr. Carl Dörken Stiftung und die Anne-Fischer Stiftung für ihre besonderen Verdienste um die Kulturförderung in Dortmund. Die Höhe des Preisgeldes beträgt jeweils 3.000€.
Die Werner Richard – Dr. Carl Dörken Stiftung mit Sitz in Herdecke feiert dieses Jahr ihr 30-jähriges Jubiläum und ist einer der wichtigsten Kulturförderer in Dortmund mit bis heute mehr als 30 wichtigen Förderprojekten von Kulturinstitutionen und Initiativen. So z.B. Museum am Ostwall, Internationaler Schubert Wettbewerb, Internationales Frauenfilmfestival Dortmund, Verein für Neue Musik Dortmund, Dortmunder Schubert-Chor, das Konzerthaus Dortmund, Dortmunder Kunstverein, diverse Schulen in Stadtgebiet u.v.m.. Die beiden Vorstände Christa Stronzik und Dr. Jochen Plaßmann nahmen den Preis für die Stiftung entgegen.
Die anne-fischer-stiftung fördert kulturelle Dialoge und Grenzüberschreitungen in lokalen, überregionalen und internationalen Zusammenhängen, die einen speziellen Bezug zum Kulturort Depot in der Dortmunder Nordstadt haben. Die Initiatorin und Namensgeberin der Stiftung Anne Fischer (1937–2001) war eine der Gründerinnen des Depot. Kulturprojekte und Formate sind unter anderem die
WorldPress Fotoausstellung, das f² – Fotofestival, das Dortmund Trash Up! Upcycling Festival, Kooperationen mit der der FH Dortmund u.v.m.. Heide Kemper und Dieter Fischer (Stifter und Kuratoriumsvorsitzender) nahmen für die Stiftung den Preis entgegen.
Foto: Anneke Dunkhase
Preisträger des Förderpreises des Dortmunder Stiftungstages 2017 ist die Grone Bildungszentren gGmbH mit dem Projekt „PerMenti“.
Mit dem Projekt PerMenti – „Betriebliches Mentoring für qualifizierte, geflüchtete Frauen“ erhalten die Frauen einen direkten Kontakt zur regionalen Wirtschaft sowie realistische Einblicke in die Arbeitswelt, um ihre berufliche Zukunft in Deutschland aktiv gestalten zu können. Eingebettet ist das Projekt in einen interkulturellen Rahmen mit Qualifikationsbausteinen und Vernetzungsaktivitäten sowohl für die Frauen als Mentees als auch für die Mentor*innen aus den Unternehmen.
Stifter des Preises sind die Wilo-Foundation, die Sparkasse Dortmund, die Dortmund-Stiftung sowie die Wirtschaftsförderung Dortmund.
Foto: Annette Bohn
Oberbürgermeister Ullrich Sierau überreichte den mit 1.500 Euro dotierten ersten Dortmunder Förderpreis für Stiftungen im Rahmen des 1. Dortmunder Stiftungstags an Elisabeth Grümer von der gleichnamigen Hospiz-Stiftung.
Die Idee zur Gründung eines Hospizes kam Elisabeth Grümer bereits vor 35 Jahren aufgrund eigener Erfahrungen: Das Sterben des eigenen Vaters im Krankenhaus empfand sie als unwürdig. Auch die spätere Sterbebegleitung der Mutter zuhause bestärkte Grümer in dem Wunsch, das Abschiednehmen von dieser Welt menschlicher zu gestalten.
Am 10. Dezember 2001 war es dann soweit: Sie gründete die Elisabeth Grümer Hospiz-Stiftung. Der Bau des St. Elisabeth Hospizes in Dortmund-Westrich begann. Entstanden ist ein modernes Hospiz, das allen Wünschen gerecht wird, die Grümer selbst an ein würdevolles Abschiednehmen stellt. Im bis heute einzigen privaten Hospiz in Dortmund stehen nicht nur körperliche Bedürfnisse im Mittelpunkt, auch Geist und Seele finden Beachtung. Vor allem wird das Thema Tod nicht verdrängt. „Wir möchten den Heimgang so schön wie möglich gestalten, ohne dass Wünsche übrigbleiben. Es ist ganz wichtig, dass der Mensch und die Angehörigen sich bei uns wohlfühlen“, so Elisabeth Grümer.
Foto: Oliver Schaper