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Rückblick: 6. Dortmunder Stiftungstag

Rückblick: 6. Dortmunder Stiftungstag

Inklusion ist weit mehr als die Bereitstellung von Hilfen für Menschen mit Behinderungen. Sie ist das Fundament einer Gesellschaft, die auf den Prinzipien Respekt, Gleichheit und Solidarität beruht. Inklusion bedeutet, dass jeder Mensch, unabhängig von seinen individuellen Merkmalen, die Möglichkeit hat, sein volles Potenzial zu entfalten und aktiv am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen. Eine inklusive Gesellschaft ist eine Gesellschaft, die ihre Vielfalt als Bereicherung begreift und die Stärken jedes Einzelnen anerkennt und fördert. Sie benötigt das Engagement der vielen aktiven Menschen und insbesondere das Engagement von Stiftungen, die Initiativen und Projekte bei ihrer Umsetzung unterstützen. Dieses Engagement stand im Mittelpunkt des 6. Dortmunder Stiftungstages:

Über 100 Akteurinnen und Akteure des lokalen Stiftungswesens waren der Einladung der Wirtschaftsförderung Dortmund gefolgt, um sich zum Thema Inklusion, unter dem der Stiftungstag in diesem Jahr stand, auszutauschen, neue Impulse zu sammeln und die Verleihung des Stiftungspreises zu feiern. Dazu wartete die Besucher*innen ein vielfältiges Programm: Zunächst hatten fünf Projekte die Möglichkeit, ihre Arbeit dem interessierten Publikum in Form von kurzen Pitches zu präsentieren. Neben der Nachbarbude, die in der Dortmunder Nordstadt ein Netzwerk der Nachbarschaftshilfe aufbauen, der Paulus Gesellschaft, die aus der Pauluskirche einen Veranstaltungs- und Begegnungsort macht, sowie dem Verein „Projekt Ankommen e.V.“, der Geflüchtete bei der Integration in Dortmund unterstützt, präsentierten sich auch die Vereine „Wohnen ohne Handicap“ und „Autismus als Spektrum“. „Wohnen ohne Handicap“ kurz WOH ist eine Elterninitiative, die Wohnraum für junge Menschen mit Behinderung schafft. Hierfür wird das ehemalige evangelische Gemeindehaus in Dortmund-Sölderholz umfangreich saniert und zu einer behindertengerechten betreuten Wohngemeinschaft umgebaut, in der acht Jugendliche im April einziehen werden. Auch für viel Aufmerksamkeit sorgte der Vortrag von Christine Bartsch vom Verein „Autismus als Spektrum“, die aufgrund besonders eindrucksvoll berichtete, wie wichtig die Sichtbarkeit und Aufklärungsarbeit zu den Themen Autismus, ADHS und Leben mit Behinderung ist. Bartsch stellt besonders heraus, dass Neurodivergente Personen eine Minderheit ohne ausreichende Lobby sind, der nur wenige Anlaufstellen und Unterstützung zur Verfügung stehen. „Die Möglichkeit auf freie Entfaltung und soziale Integration ist ohne immensen Aufwand für diese Personen kaum möglich“, so Bartsch, die von eigenen Erfahrungen berichtete. Der Verein arbeite aktuell an einem Podcast, Beratungsangeboten für Menschen im und außerhalb des Spektrums und Workshops/Seminare für Fachpersonal.

Im weiteren Verlauf des Programms lieferte Prof. Dr. Irmgard Merkt, eine Pionierin der inklusiven Musikpädagogik an der TU Dortmund, den intellektuellen Impuls der Veranstaltung. Bei ihrem Vortrag nahm sie die Gäste mit auf Reise durch 4000 Jahre Inklusionsgeschichte bis hin zu heutigen Projekten, die besonders die musikalische Talentförderung in den Mittelpunkt stellen. Eindrucksvoll zeigte sich die Arbeit der Projekte in den vielfältigen musikalischen Kurzbeiträgen, die Merkt einspielen ließ.  Ihre Ausführungen gaben den anwesenden Gästen interessante Denkanstöße und zeigte auch direkt vor Ort, welche fruchtbare Arbeit dort geleistet wird: Der Auftritt der inklusiven Band OpenExcess des gesamtkunstwerk e.V. erntete viel Applaus und Zugaberufe.

Im Anschluss wurde in feierlichem Rahmen der 6. Dortmunder Stiftungspreis verliehen. Ein Preis der wie auch in den vergangenen Jahren für besonderes Engagement von Stiftungen durch eine Fachjury vergeben wird. Auch dieser stand ganz im Zeichen des Themas Inklusion. Der Jury zeigte sich ein vielfältiges Bild des Engagements der Stiftungen in Dortmund. Jede einzelne Stiftung, die vorgestellt wurde, zeugte in ihren Projekten von einem Verständnis für die Bedürfnisse und Herausforderungen von Menschen mit unterschiedlichen Fähigkeiten und Lebensumständen, weshalb viele Stiftungen ihren Weg in die engere Auswahl fanden. Letztendlich entschied man sich für eine kleine Stiftung mit großer Wirkung, die viele der herausragenden Projekte (auch anderer Stiftungen) fördert: die Lusebrink-Kinderstiftung.

In ihrer Laudatio betonte Heike Marzen, Geschäftsführerin der Wirtschaftsförderung Dortmund, dass sich die Lusebrink-Stiftung mit bewundernswertem Engagement dem Ziel der Chancengleichheit verschrieben habe. „Mit ihrem unermüdlichen Einsatz für die vielen Projekte und Initiativen hier vor Ort in Dortmund haben Christiane und Jörg Lusebrink es möglich gemacht, nicht nur Barrieren abzubauen, sondern auch Brücken zwischen Menschen unterschiedlicher Herkunft und Lebensumstände zu bauen“.  Unmittelbar nachdem der Stiftungspreis übergeben wurde, zeigte sich der Einsatz des Paares erneut: Wie auch die KARL-KOLLE-Stiftung als Preisträger des vergangenen Stiftungstages, überreichte Christiane Lusebrink gemeinsam mit ihrem Ehemann den Scheck unmittelbar nach der Übergabe an eines der Projekte weiter, welches sich zuvor präsentiert hatte. Der Verein „Wohnen ohne Handicap“ freute sich sichtlich über die finanzielle Zuwendung. „Im April steht der Umzug der Jugendlichen in die behindertengerechte betreute Wohngemeinschaft an. Dort gibt es immer wieder Wünsche, die wir nun erfüllen können“, so Jens Dohrmann, zweiter Vorsitzender des Vereins. Neben der Wirtschaftsförderung gratulierten auch stellvertretend für die weiteren Förderer des Stiftungstages Evi Hoch (Wilo-Foundation), Sascha Horitzky (Sparkasse Dortmund) und Oliver Purm (Dortmunder Volksbank) herzlich.

Im Anschluss nutzen die Teilnehmenden die Möglichkeit des Austausches beim „Markt der Möglichkeiten“, bei dem sich weitere Projekte und Initiativen vorstellten. Auch hier galt es zu netzwerken, Ideen auszutauschen und weiterzuentwickeln. Dr. Arne Elias, Leiter des Teams Innovation der Wirtschaftsförderung und Organisator der Veranstaltung, zog nach deren Ende ein positives Fazit: „Der diesjährige Stiftungstag zeigt uns wieder, wie vielfältig und weitreichend das Engagement der Menschen hier vor Ort ist. Besonders die Förderung der Inklusion, die so wichtig für Dortmund als Großstadt der Nachbarn mit großer Vielfalt ist, zeigt, dass Inklusion von den vielen Aktiven hier nicht nur als moralische Verpflichtung wahrgenommen wird, sondern als wesentlicher Schritt hin zu einer gerechten und lebenswerten Gesellschaft für alle. Dafür ist die Lusebrink Stiftung ein exzellentes Beispiel.“